Altbauten haben Charme und Geschichte - aber auch ihre Tücken. Die Sanierung von Gebäuden aus der Gründerzeit oder der Nachkriegszeit erfordert besonderes Fachwissen und Fingerspitzengefühl. In diesem umfassenden Guide zeigen wir Ihnen die häufigsten Herausforderungen und bewährte Lösungsansätze.
Was macht Altbausanierung so besonders?
Altbauten unterscheiden sich grundlegend von modernen Gebäuden. Andere Baumaterialien, historische Techniken und jahrzehntelange "Verbesserungen" verschiedener Epochen schaffen ein komplexes Zusammenspiel, das bei der Sanierung berücksichtigt werden muss.
Die 5 größten Herausforderungen bei der Altbausanierung
1. Feuchtigkeit und Schimmel
Aufsteigende Feuchtigkeit, undichte Dächer und schlechte Belüftung führen zu Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung - ein klassisches Altbauproblem.
Lösung: Systematische Trockenlegung
Horizontalsperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit, Kellerabdichtung, optimierte Lüftungskonzepte und atmungsaktive Materialien wie Lehmputz verwenden.
2. Unzureichende Wärmedämmung
Alte Außenwände haben oft keine oder unzureichende Dämmung. Wärmeverluste sind enorm und führen zu hohen Energiekosten.
Lösung: Behutsame Dämmung
Innendämmung mit kapillaraktiven Materialien oder denkmalgerechte Außendämmung. Wärmebrücken vermeiden und Dampfdiffusion berücksichtigen.
3. Veraltete Haustechnik
Alte Elektrik, marode Wasserleitungen und ineffiziente Heizsysteme entsprechen nicht mehr heutigen Standards und Sicherheitsanforderungen.
Lösung: Komplette Erneuerung
Moderne Elektroinstallation mit FI-Schutz, neue Wasserleitungen aus langlebigen Materialien und effiziente Heiztechnik installieren.
4. Schadstoffbelastung
Asbest, Bleifarben, PAK-haltige Materialien und andere Schadstoffe können in Altbauten vorkommen und müssen fachgerecht entsorgt werden.
Lösung: Professionelle Schadstoffsanierung
Schadstoffgutachten erstellen lassen und nur zertifizierte Fachbetriebe mit der Sanierung beauftragen. Gesetzliche Vorgaben strikt beachten.
5. Statische Probleme
Setzungsrisse, durchgebogene Decken oder geschwächte Tragstrukturen können die Standsicherheit des Gebäudes gefährden.
Lösung: Statische Verstärkung
Statiker beauftragen, tragende Elemente verstärken oder erneuern. Bei Holzbalkendecken: Aufdopplung oder Stahlträger einziehen.
Sanierungsphasen im Überblick
Professionelle Altbausanierung in 8 Phasen
Bestandsaufnahme und Analyse
Bausubstanz prüfen, Schäden dokumentieren, Schadstoffgutachten. Dauer: 2-4 Wochen
Planung und Genehmigungen
Sanierungskonzept erstellen, Bauantrag stellen, Denkmalschutz berücksichtigen. Dauer: 6-12 Wochen
Entkernung und Schadstoffsanierung
Rückbau alter Installationen, Schadstoffbeseitigung. Dauer: 2-6 Wochen
Rohbauarbeiten
Statische Verstärkungen, Mauerwerksinstandsetzung, Trockenlegung. Dauer: 4-12 Wochen
Haustechnik
Neue Elektrik, Sanitär- und Heizungsinstallation. Dauer: 3-6 Wochen
Dämmung und Putz
Wärmedämmung anbringen, Putzarbeiten ausführen. Dauer: 2-4 Wochen
Innenausbau
Estrich, Fliesen, Böden, Malerarbeiten, Einrichtung der Sanitärräume. Dauer: 4-8 Wochen
Abschlussarbeiten
Restarbeiten, Reinigung, Abnahme, Dokumentation. Dauer: 1-2 Wochen
Typische Kostenfallen vermeiden
1. Unentdeckte Schäden
Versteckte Probleme kommen oft erst während der Sanierung zum Vorschein. Kalkulieren Sie 15-20% Puffer für unvorhergesehene Arbeiten ein.
2. Denkmalschutz-Auflagen
Denkmalgeschützte Gebäude erfordern teure Spezialmaterialien und -techniken. Informieren Sie sich vorab über alle Auflagen.
3. Statische Überraschungen
Tragende Wände, die nicht als solche erkennbar sind, können teure Umplanungen verursachen. Lassen Sie die Statik frühzeitig prüfen.
Förderungen und finanzielle Unterstützung
Nutzen Sie staatliche Förderungen für Altbausanierung:
- KfW-Programme: Zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse für energetische Sanierung
- BAFA: Förderung für Heizungstausch und erneuerbare Energien
- Denkmalschutz: Steuerliche Abschreibungen für denkmalgeschützte Gebäude
- Regional: Städtebau- und Sanierungsförderung der Kommunen
Wann sollten Sie Profis beauftragen?
Auch ambitionierte Heimwerker sollten bei folgenden Arbeiten Fachbetriebe beauftragen:
- Statische Arbeiten und Tragwerksverstärkung
- Schadstoffsanierung (Asbest, Blei etc.)
- Elektrische Hauptverteilung
- Gas- und Heizungsinstallationen
- Trockenlegungsarbeiten
Fazit: Mit System zum Erfolg
Altbausanierung ist komplex, aber mit der richtigen Herangehensweise erfolgreich umsetzbar. Eine gründliche Bestandsaufnahme, realistische Kostenplanung und die Beauftragung erfahrener Fachbetriebe für kritische Arbeiten sind die Grundvoraussetzungen. Nehmen Sie sich Zeit für die Planung - eine durchdachte Sanierung steigert nicht nur den Wohnkomfort, sondern auch den Wert Ihrer Immobilie erheblich.